Wie sehr die Psyche die Lebensplanung von Menschen beeinträchtigen kann, zeigen aktuelle Zahlen der Deutschen Rentenversicherung. Bei 40 von 100 Neurentnern, die erstmals eine Rente wegen Erwerbsminderung (EMR) erhalten, sind psychische Krankheiten der Auslöser hierfür.
Immer mehr Menschen geben aufgrund einer psychischen Krankheit vorzeitig ihre Erwerbsarbeit auf. Das zeigen aktuelle Zahlen der Deutschen Rentenversicherung (DRV), über die RP-Online mit Berufung auf den Rententräger berichtet.
Mehr psychisch bedingte Erwerbsminderungs-Rentner, weniger Stigmatisierung
Waren vor gut zehn Jahren lediglich ein Drittel aller neuen EMR-Fälle psychisch bedingt, so stieg die Zahl bis 2015 auf exakt 42,9 Prozent aller Neufälle an, bei denen die Deutsche Rentenversicherung (DRV) eine Rente wegen Erwerbsminderung leistet. Damit ist die Psyche mit Abstand wichtigster Grund, weshalb Menschen ihren Beruf aufgeben.
Dass die Zahl der Erwerbsminderungs-Rentner mit einer psychischen Erkrankung derart anwächst, hat nach Einschätzung der Experten jedoch nur bedingt mit einer Zunahme der psychischen Erkrankungen allgemein zu tun. Im Gegenteil: neuere Studien belegen, dass die Zahl der Krankheitsfälle nicht zunimmt. Aber ein Sprecher der DRV betont: „Die Stigmatisierung in der Gesellschaft ist rückläufig.“
Mit anderen Worten: weil psychische Leiden weit weniger als noch von ein paar Jahren sozial geächtet werden, bekennen sich auch immer mehr Betroffene zu ihrer Krankheit und versuchen nicht, sie in ihrem Umfeld zu verstecken und zu verheimlichen. Hier hat die mediale Debatte über Phänomene wie Burn Out schon wichtige Aufklärungsarbeit geleistet.
Private Vorsorge ist wichtig!
Ein Anrecht auf Bezüge wegen teilweiser Erwerbsminderung in der DRV haben Menschen, die einen Beruf weniger als sechs Stunden pro Tag ausüben können. Die volle Erwerbsminderung wird gar nur anerkannt, wenn die Betroffenen weniger als drei Stunden pro Tag arbeitsfähig sind.
Hier ist zu empfehlen, den Verlust der Arbeitskraft zusätzlich privat abzusichern. Denn die Erwerbsminderungsrente reicht in der Regel nicht aus, um den bisherigen Lebensstandard zu halten.
Männer erhielten 2015 bei voller Erwerbsminderung im Schnitt eine monatliche Rente von 702 Euro ausgezahlt, Frauen von 640 Euro. Jeder kann sich ausrechnen, wie lange er mit diesem Geld über die Runden kommen würde, wenn die Erwerbsarbeit vorzeitig aufgegeben werden muss. Ein Beratungsgespräch hilft, den passenden Schutz zu finden!